Jahresempfang 2017 des ASB NRW

NRWPresse

Für eine solidarische, respektvolle und vielfältige Gesellschaft

Der Jahresempfang 2017 der Samariterinnen und Samariter in Nordrhein-Westfalen stand ganz im Zeichen der anstehenden Wahlen in NRW und auf Bundesebene. Fast 250 Gäste aus Verbänden, Ministerien, Parlamenten, Verwaltungen und Institutionen waren der Einladung des Arbeiter-Samariter-Bund NRW e.V. gefolgt, darunter auch Hannelore Kraft, die Ministerprädentin von NRW, und Carina Gödecke, Präsidentin des Landtags von NRW.

Zu Beginn der Veranstaltung, die am 04. März 2017 im Düsseldorfer Museum Kunstpalast stattgefunden hatte, würdigte die Ministerpräsidentin in ihrem Grußwort den Einsatz der Samariterinnen und Samaritern für die Gesellschaft. Das Gemeinwesen wäre ohne das ehren- und hauptamtliche Engagement der ASB´ler/innen ärmer. Sie bedankte sich im Namen des Landes NRW für den engagierten Einsatz der ASB´ler/innen in vielen Bereichen, gerade auch bei den Herausforderungen in der Flüchtlingshilfe. Zudem warnte sie vor einer zunehmenden Respektlosigkeit und Gewaltbereitschaft gegenüber Rettungsdienstmitarbeitern, Polizisten und Ordnungskräften. Hier gelte es, in aller Klarheit gegenzusteuern.

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In seiner anschließenden Grundsatzrede hob der ASB-NRW-Vorsitzende Dr. Georg Scholz die gute Zusammenarbeit mit dem Land NRW und der Landesregierung NRW hervor, etwa im Katastrophenschutz und bei der Hilfe für Geflüchtete. Er betonte das solidarische Weltbild des ASB: Der Verband stehe für einen gesellschaftlichen Ansatz, der Vielfalt als Bereicherung und Chance begreife. Er verwies auf die ASB-Kampagne „Unsere Stimme für …“ zur NRW-Wahl 2017, mit der der ASB ein Zeichen gegen Ausgrenzung, Populismus und Hass setze. Zudem thematisierte er die schleichende Umverteilung des Eigentums von Unten nach Oben, die weltweite Zunahme von Menschen auf der Flucht und die grassierenden Politikverdrossenheit. Hier müssten am Wohl der Menschen orientierte Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Zudem forderte er die Politik auf, ein Einwanderungsgesetz auf den Weg zu bringen und den von Deutschland aufgenommenen Flüchtlingen unabhängig von der Bleibeprognose Gastfreundschaft, Respekt und Unterstützung zukommen zu lassen.

Der ASB NRW hatte zu seinem diesjährigen Jahresempfang Vertreterinnen und Vertreter von Organisationen, mit welchen der ASB in verschiedenen Bereichen kooperiert, als Impulsgeber eingeladen. Die vier Gastredner/innen formulierten aus ihrer Perspektive Forderungen und Anregungen für eine zukunftsorientierte Politik und gaben Hinweise und Handlungsempfehlungen für ein Meistern der derzeitigen und anstehenden gesellschaftlichen Herausforderungen. Dabei waren das bürgerschaftliche Engagement, die Flüchtlingshilfe, gleiche Rechte für alle Menschen, und das Bewahren und ausbauen einer weltoffenen, demokratischen und vielfältigen Gesellschaft wichtige Themen.

So hob Maja Tölke, stellvertretende Vorsitzende des Landesjugendrings NRW, die Bedeutung einer Jugendverbandsarbeit für eine lebendige Demokratie hervor. Gerade die Erfahrung, selbst entscheiden zu können und die eigenen Interessen zu organisieren, wären für Jugendliche wichtige Entwicklungshilfen zu einem grundlegenden Verständnis von Demokratie. Gerade in den Jugendverbänden würden Kinder und Jugendliche gemeinsam und voneinander lernen, sie erlebten, dass Unterschiede bereichernd sind, könnten Verantwortung übernehmen und dürften auch mal Fehler machen ohne Sanktionen fürchten zu müssen. In Zeiten wachsenden Rechtspopulismus böten die Jugendverbände Kindern und Jugendlichen aller Schichten Bildungs- und Freizeitangebote, machten Mitbestimmung erfahrbar und junge Menschen stark gegen rechte Propaganda.

Günter Dworek vom Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD) betonte, dass nur in einer offenen Gesellschaft erreichbar wäre, was eine menschliche Gesellschaft auszeichnen müsste: Nämlich die Freiheit aller, jederzeit, an jedem Ort ohne Angst verschieden sein zu können. Und er konstatierte: „Die Verteidigung der offenen Gesellschaft kann nicht heißen, den Status quo zu verteidigen. Die Antwort auf Hass und Hetze muss lauten: Jetzt erst recht! Jetzt erst recht mehr Integration, mehr Unterstützung für Geflüchtete, mehr Einsatz gegen Diskriminierung, mehr demokratische und soziale Teilhabe für alle. Und jetzt erst recht endlich gleiche Rechte für alle Menschen."

Gülcan Yildiz, Vorsitzende des Bundes der Alevitischen Jugendlichen in NRW (BDAJ-NRW) verwies auf gemeinsame Projekte mit der Arbeiter-Samariter-Jugend und dem Arbeiter-Samariter-Bund, etwa in den Bereichen Erste-Hilfe-Ausbildung und Qualifizierung von freiwillig Aktiven in der Geflüchtetenhilfe. Sie verstehe die gemeinsame Kooperation auch als Bündnis im Engagement gegen Rechtspopulismus, Angstmache und eine Ellbogengesellschaft. Sie appellierte: „Lassen Sie uns gemeinsam gegen Intoleranz arbeiten, ganz egal aus welcher Richtung dieser kommt. Lassen Sie uns keinen Zentimeter denjenigen überlassen, die die Gesellschaft mit ihrem Hass vergiften wollen.“

Hermann Zaum, Geschäftsführer des Paritätischen NRW, hob hervor, dass der ASB nicht nur eine gewichtige Mitgliedsorganisation im Paritätischen wäre, sondern vor allem ein ganz starker Partner im Engagement für ein soziales, offenes und vielfältiges Nordrhein-Westfalen. Gerade in NRW wäre der ASB mit seiner breiten Projektarbeit ein Innovationsmotor der sozialen Arbeit, sei es mit Erste-Hilfe-Kursen für Gehörlose, der von ASB, LSVD und Parität entwickelten Handreichung zur Betreuung von LSBTTI-Flüchtlingen, dem Wünsche-Wagen des ASB Ruhr und vielem mehr. „Meinungsfreiheit ist ein Eckpfeiler unserer demokratischen Kultur. Wir müssen vieles aushalten können. Nicht aber Menschenverachtung, Volksverhetzung und Angstmache mit Hassparolen. Den bürgerlichen Brandstiftern werden wir weiterhin gemeinsam - gerade in den anstehenden Wahlkämpfen - entgegentreten. Die Petrys, Gauland, Höckes und Pretzells brauchen wir wirklich nicht in unseren Parlamenten. Sie sind schon so beschämend genug!“, resümierte er am Ende seiner Rede.

Traditionell wurden beim ASB-Empfang Samariterinnen und Samariter, die sich um die gute Sache verdient gemachte haben, stellvertretend für die vielen tausend engagierten Menschen im ASB ausgezeichnet. Dies war zum einen Gerhard Kunsteller vom ASB Ruhr für sein 50-jähriges Engagement in der Erste-Hilfe-Ausbildung und zum anderen Hanne Weißenberg, die seit zwei Jahrzehnten im Betreuungsverein des ASB Bergisch Land aktiv ist. Die Laudatoren waren der Bundestagsabgeordnete Dirk Heidenblut und die Landtagsabgeordnete Helene Hammelrath.

Für humoristisch-nachdenkliche Momente auf der Bühne sorgte der Kabarettist Klaus-Jürgen "Knacki" Deuser. Im Veranstaltungssaal präsentierte sich, neben anderen ASB-Initiativen, die Arbeiter-Samariter-Jugend NRW mit einem Stand. Die jungen Samariterinnen und Samariter stellten dort speziell entwickelte Erste-Hilfe-Unterlagen für Flüchtlinge vor. Zudem informierten sie über die Kampagne „#jungesnrw – eine Perspektive für alle“, die vom Landesjugendring NRW initiiert wurde und im Zuge der Landtagswahl die Belange von jungen Menschen in den Vordergrund rückt. Im Innenhof des Museum Kunstpalast wurden den Veranstaltungsbesuchern verschiedene ASB-Leistungsbereiche präsentiert. Dies waren ein vom Bundesinnenministerium gefördertes Katastrophenschutzfahrzeug (GwSan) und ein Einsatzleitfahrzeug des ASB Bergisch Land. Der Sanitätsdienst der Veranstaltung lag in den Händen des ASB Region Düsseldorf.

Der Empfang endete mit einem Beisammensein bei Speisen und Getränken und der Möglichkeit zum Austausch und Vernetzung, die rege in Anspruch genommen wurde.

Fotos: ASB NRW/Michael Schuff