„Vielfalt im ASB": Rückblick auf das achte bundesweite Treffen

"Beim ASB bestimmen humanistische Werte seit jeher das Handeln; unser Leitsatz `Wir helfen hier und jetzt´ gilt für alle Menschen ohne Unterschiede.

Dabei ist jeder Mensch einzigartig und gleich viel wert. Aufgeklärt sein und die Entscheidung `Wie möchte ich leben?´ sind von unendlicher Bedeutung für die Freiheit", betonte ASB-Präsident Franz Müntefering in seinem Grußwort an die Teilnehmer*innen des mittlerweile achten bundesweiten LSBTI-Netzwerktreffens „Vielfalt im ASB“.

Die Veranstaltung fand 29. und 30. November 2019 im ASB Forum NRW in Köln statt. Samariter*innen aus ASB-Landes- und Regionalverbänden vom hohen Norden bis in den Süden von Deutschland waren der Einladung gefolgt, um sich auszutauschen, zu informieren und zu vernetzen.

 

DiversityNRW

 

Unterstützung für den Diversity-Management-Prozess

"Umfragen haben gezeigt, dass viele Arbeitnehmer auch heute noch nicht offen über LSBTI-Themen reden können, oft heimlich gemobbt werden und sich ihren Kollegen gegenüber unsicher fühlen. Da gibt es also noch einiges zu tun, auch im ASB. Darum ist Ihre Arbeit, liebe Vielfalt-Netzwerker, so wichtig und wertvoll", betonte Franz Müntefering. Der 2018 bei der ASB-Bundeskonferenz beschlossene Diversity-Management-Prozess sei dabei "ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung".

Lob für Einsatz der Netzwerk-Mitglieder

Zuvor hatte schon die stellvertretende Landesvorsitzende des ASB NRW, Renate Sallet (Foto Mitte), in ihrer Eröffnungsrede erklärt, dass der ASB sich „mit dem bei beschlossenen Diversity-Management-Prozess auf einem guten Weg befinden“ würde, auch wenn „wir beim ASB hier und da noch etwas Nachholbedarf in Sachen Vielfalt haben“. Der Beschluss der Bundeskonferenz sei auch dem ausdauernden Engagement des ASB-Netzwerkes zu verdanken. Und sie betonte „Ohne gelebte Vielfalt und einen respektvollen und empathischen Umgang kann es schwerlich ein solidarisches und friedliches Miteinander geben.“

LSBTI-Netzwerke in Verbänden und Unternehmen

Schwerpunktthema des ersten Tags waren die LSBTI-Netzwerke bei Verbänden und in der Wirtschaft: In vielen Organisationen haben sich – ähnlich wie beim ASB – in den letzten Jahren Zusammenschlüsse gebildet, die sich für die Belange von LSBTI einsetzen, für eine vielfältige Firmenkultur werben und zudem den Fokus auf die Personalgewinnung richten. In einem wertvollen und inspirierenden Austausch mit Ingo Bertram, Pressesprecher von OTTO und Co-Founder von MORE*, und Guido Hunstig, Sprecher des Netzwerks MagentaPride der Deutschen Telekom, wurden die verschiedenen Möglichkeiten und Erfahrungen, Diversity und die Anliegen von Menschen mit LSBTI-Hintergrund in Organisationen zu verankern, diskutiert.

So betonte Ingo Bertram (Foto rechts), dass Vielfalt zu leben und sich aktiv dafür einzusetzen, heute wichtiger denn je wäre. Das Ziel von MORE* sei es, Sichtbarkeit und Akzeptanz unterschiedlicher Lebensentwürfe zu fördern, Vernetzung der Mitarbeiter*innen untereinander zu ermöglichen und zu fördern und die Unternehmenskultur weiterzuentwickeln.

Guido Hunstig (Foto links) erläuterte, dass es bei der Telekom eine Vielzahl von Vielfaltsaktivitäten gäbe. Das Netzwerk MagentaPride sei ein Teil davon und setze sich dafür ein, Vorurteile abzubauen und Bewusstsein für das Thema sexuelle Identität zu schaffen. Es sei eine Plattform für LGBTI-Kolleg*innen und würde auch Hilfen und Unterstützungsangebote für Mitarbeiter*innen anbieten, die sich mit Fragen und Problemen an das Netzwerk wenden.

Aktuelle politische Themen

Der zweite Veranstaltungstag begann mit einem Überblick über die aktuellen Themenschwerpunkte des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD). Günter Dworek vom LSVD-Bundesvorstand richtete dabei den Fokus auf die aktuellen Initiativen im Bundestag zu Hassverbrechen gegen LSBTI* und dem Verbot von Konversionstherapien. Zudem erläuterte er die Forderung des LSVD, den Katalog der speziellen Diskriminierungsverbote in Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes um die Dimension sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität zu erweitern.

Bedarfe von Menschen mit Trans*-Biografie

Anschließend erläuterte Martina Simoneit vom ASB Regionalverband Westhessen die Bedarfe von Menschen mit Trans*-Biografie in Nothilfe- und Pflegesituationen. Dabei gab sie ihren Ausführungen auch einen rechtlichen und politischen Rahmen, um die medizinischen, sozialen und psychischen Herausforderungen, die eine Geschlechtsanpassung bedeuten können, besser einordnen zu können. Ihre praxisnahen Tipps und Einschätzungen waren eine wichtige Orientierung und trugen viel zu einem besseren Verständnis der Bedarfe von Menschen mit Trans*-Biografie bei. Martina Simoneit betonte, dass sie sowohl für Fragen zum Thema als auch für Referate beim ASB zur Verfügung stehe. Zudem könnten sich auch betroffene Samariter*innen gerne an sie wenden (eine Kontaktaufnahme ist über das Netzwerk möglich).

Gendergerechte Sprache

Frank Hoyer, Leiter Presse- & Öffentlichkeitsarbeit ASB NRW e.V., stellte darauffolgend verschiedene Möglichkeiten für eine gendergerechte Sprache vor. „Der Einsatz des ASB für Vielfalt, Toleranz und Respekt sollte sich auch in der Sprache widerspiegeln“, sagte er. In letzter Zeit würde sich in der schriftlichen Kommunikation das sogenannte „Sternchen“ durchzusetzen. So gebe es etwa eine Empfehlung des Paritätischen NRW an seine Mitarbeiter*innen, das „*“ zu verwenden.

CSD-Planungen in 2020

Die Veranstaltung endete mit einem Austausch über mögliche ASB-Aktivitäten zur kommenden CSD-Saison 2020. So sind Teilnahmen an den CSD-Paraden schon für Köln, Wiesbaden, Hannover, Essen und Mannheim im Gespräch. Zudem werden aktuell die Möglichkeiten ausgelotet, erstmalig auch in Berlin teilzunehmen. Verwiesen wurde in diesem Zusammenhang auch auf das CSD-Kit des Netzwerkes, das ASB-Verbänden bei einer Teilnahme an LSBTI-Veranstaltungen hilfreich sein kann.

„In 2020 feiert das Bundesnetzwerk `Vielfalt im ASB´ sein fünfjähriges Bestehen. Ich freue mich schon auf weitere inspirierende Diskussionen, bereichernde Begegnungen und viele spannende Impulse aus dem Gremium in den Gesamtverband“, erklärte Renate Sallet am Ende der Veranstaltung.

Netzwerktreffen in 2020

Der Termin für das nächste Treffen von „Vielfalt im ASB“ wird demnächst bekanntgegeben. Zudem sollen ab 2020 Videokonferenzen, Arbeitskreise zu bestimmten Themen und ein Austausch über eine spezielle Intranet-Plattform dem LSBTI-Netzwerk neue Möglichkeiten des bundesweiten Austausches eröffnen.

Egal ob lesbisch, schwul, trans, bi, inter oder hetero, ob Frau oder Mann, ob ehren- oder hauptamtlich … die Organisatoren freuen sich über die Teilnahme von Samariter*innen aus Nah und Fern! Für Rückfragen steht Frank Hoyer vom Organisationsteam unter der Telefonnummer 0221 949707-21 bzw. E-Mail hoyer (at) asb-nrw.de gerne zur Verfügung.

Viele Informationen und News zum Thema „ASB und LSBTI“ bzw. „ASB und Diversity“ findet man unter
www.asb-queer.de
www.facebook.com/asbqueer
www.instagram.com/asb_queer

Die Bezeichnung LSBTI steht für:
L = Lesben
S = Schwule
B = Bisexuelle
T = Trans
I = Intersexuelle
Das auch oft verwendete Sternchen * steht für die Vielfalt geschlechtlicher und sexueller Identitäten. Detailliertere Erläuterungen zur Vielfalt der sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität findet man zum Beispiel hier
Foto: ASB NRW e.V.