Workshop zu besonderen Herausforderungen in der Arbeit mit LSBTI*-Geflüchteten

NRWFlüchtlingshilfe und IntegrationDiversity

Am 21. August 2017 führte die ASB Flüchtlingshilfe NRW gGmbH mit Unterstützung des ASB NRW e.V. eine Schulung in der vom ASB betreuten Zentralen Unterbringungseinrichtung in Kerpen zu den besonderen Herausforderungen in der Arbeit mit lesbisch, schwul und transident lebenden Geflüchteten durch.

In Deutschland angekommen, fühlen sich die Betroffenen häufig nicht sicher. In Unterkünften, in denen sich viele Menschen auf engem Raum aufhalten, besteht die Gefahr, dass weiterhin Diskriminierung stattfindet. In vielen Fällen besteht bei den Betroffenen eine Hemmschwelle sich an offizielle Stellen und den Betreuungsverband zu wenden. Daher dürfte die Dunkelziffer an von Diskriminierung und Gewalt betroffenen LSBTI*-Geflüchteten in Flüchtlingseinrichtungen wesentlich höher sein als die bisher bekannten Fallzahlen, die schon überdurchschnittlich hoch sind.

Es bedarf daher einer aktiven Beschäftigung der BetreuerInnen in den Flüchtlingseinrichtungen mit der Thematik und einer deutlichen Sichtbarmachung, dass man als Anlaufstelle zur Verfügung steht. Der Workshop der ASB Flüchtlingshilfe NRW gGmbH für 20 Mitarbeiterinnen war dabei ein Baustein.

Die Referentinnen* Katja Schröder und Merit Kummer vom Kölner Beratungszentrum rubicon gaben zu Beginn des Workshops Informationen zur rechtlichen, politischen und sozialen Situation von LSBTI*-Geflüchteten in Deutschland und in den Herkunftsländern. Auch Grundlegendes zur sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt wurde thematisiert. Das Konzept der Schulung basiert auf der Ausarbeitung der „Rainbow Refugees support group Cologne“, einer ehrenamtlichen Organisation, die seit ihrem Beginn im November 2015 mit dem rubicon kooperiert und ebenfalls eine umfangreiche Expertise aufweist.

Der Workshop regte zur Auseinandersetzung mit eigenen Werten und Normen an. Ziel war es, die Handlungssicherheit der TeilnehmerInnen zu stärken, für die spezifischen Herausforderungen zu sensibilisieren und zur Integration des Themas in Projekte oder der Entwicklung neuer Projekte anzuregen. Das auch kulturell vielfältige Team aus Kerpen konnte beim Workshop Erfahrungen im Umgang mit dem Thema aus mehreren Ländern beisteuern und war interessiert, Hintergründe zu erfahren. Ein zweiter Workshop wird im September 2017 mit Unterstützung des Flüchtlingsrats NRW stattfinden.

Hintergrundinformation

Lesbische, bisexuelle, schwule, trans- und intersexuelle Menschen (LSBTI*) werden in über 75 Staaten strafrechtlich verfolgt. Dort drohen Gefängnisstrafen, Zwangsverheiratung, Folter oder die Todesstrafe. Zugleich erleben sie auch im gesellschaftlichen Alltag Anfeindungen, soziale Ausgrenzung, Hetzkampagnen, psychische und körperliche Gewalt. Die Verfolgung aufgrund von sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität ist als Asylgrund anerkannt.

Weiterführende Informationen zum Thema

In Kooperation mit dem Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD), dem Paritätischen Gesamtverband und der Hirschfeld-Eddy-Stiftung, hat der ASB eine „Handreichung für die Betreuung und Unterstützung von LSBTTI*-Flüchtlingen“ herausgegeben, die hier zum Download bereitsteht. Gefördert wurde die Erstellung der Publikation durch die Beauftrage der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration.

Die vom ASB in NRW erarbeiteten „Handlungsempfehlungen für den Gewaltschutz in Flüchtlingseinrichtungen“, geben praktische Empfehlungen für den Schutz vor und in erster Linie die Prävention von Gewalt in Flüchtlingseinrichtungen (Download hier).

Zudem hat der ASB, gemeinsam mit dem Paritätischen Gesamtverband und dem LSVD eine Orientierungshilfe zum Themenbereich „Gleichberechtigung von Menschen unterschiedlichen Geschlechts bzw. verschiedener sexueller Identität“ in mehreren Sprachen entwickelt (Download hier). Unterstützt wurde die Erstellung der Publikation von www.refugeeguide.de und der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration.

Foto: Frank Hoyer